Zwischen Kummer und Klausuren:

Wie die Psychosozialberatung seit 10 Jahren Studierenden in seelischen Krisen hilft

Das Studium ist eine Zeit vielfältiger Möglichkeiten, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln, birgt aber auch viele Herausforderungen für junge Menschen. Alle Studierendenwerke, die Beratungsangebote für Studierende bereithalten, verzeichneten über die vergangenen Jahre einen deutlichen Anstieg an Beratungskontakten
(Deutsches Studierendenwerk, 2019).

Vor allem seit der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach psychologischer Beratung bei den Studierendenwerken bundesweit enorm gestiegen (Pressemitteilung des DSW, 2024).
Auch das Studierendenwerk Frankfurt am Main hat eine psychosoziale Beratung in den vergangenen zehn Jahren auf- und ausgebaut.

Mit diesem Angebot sorgt das Studierendenwerk Frankfurt am Main dafür, neben den Themen Wohnen, Essen & Trinken und Beratung & Finanzierung, den Studierenden die bestmöglichen Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Studium zu schaffen.

Die Angebote der Psychosozialberatung

Die Psychosozialberatung (PSB) des Studierendenwerks Frankfurt am Main hat sich über zehn Jahre als Anlaufstelle für die Studierenden etabliert und hält auf dem Campus Westend der Goethe-Universität eine niedrigschwellige, streng vertrauliche und professionelle psychologische Beratung für die Studierenden bereit.

Mittlerweile unterstützen fünf Psycholog*innen sowie eine Mitarbeiterin am Empfang die Studierenden von sechs Hochschulen bei persönlichen und studienbezogenen Problemen. Das Angebot ist kostenlos und kann bei Bedarf anonym stattfinden.

Neben terminierten Einzelberatungen finden seit zehn Jahren zweimal wöchentlich offene Sprechstunden auf dem Campus Westend statt, die den Studierenden ermöglichen, kurzfristig und ohne wochen- oder monatelange Wartezeit psychologische Hilfe und Unterstützung zu finden. Auch an anderen Hochschulstandorten wie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt und der Hochschule für Gestaltung, Offenbach bietet die Psychosozialberatung eine offene Sprechstunde für die Studierenden an.

Die Psychosozialberatung bietet somit einen vergleichsweise leichten und unkomplizierten Zugang zu psychologischer Hilfe. Auch für viele junge Erwachsene ist die Hemmschwelle noch groß, sich diesbzgl. Hilfe zu suchen. Ängste und Unsicherheiten können durch den geschützten Rahmen der Beratungsstelle abgebaut werden. 

Gruppenangebote und Vorträge zu studienbezogenen und psychologischen Themen gehören ebenso zum Angebot der Psychosozialberatung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Prävention psychischer Krisen und Erkrankungen im Studium. Innerhalb dieser Kurse lernen die Studierenden, wie sie mit Prüfungsängsten und sozialen Ängsten umgehen können, welche Arbeitstechniken gegen das Aufschieben hilfreich sind und wie sie ihre persönliche Stresskompetenz stärken und mit emotionalen Krisen besser umgehen können.

Wir bieten den ratsuchenden Studierenden eine professionelle Beratung an, die wissenschaftlich begründete Beratungs- und Therapiemethoden mit klinischem Störungswissen und Kenntnissen über die entwicklungspsychologischen Besonderheiten und Herausforderungen des jungen Erwachsenenalters vereint. Unser Team verfügt über fundierte Therapie- und Beratungsausbildungen oder befindet sich in fortgeschrittener Ausbildung.

Beratungsanliegen der Studierenden

Die Psychosozialberatung unterstützt Studierende bei persönlichen Krisen und studienbezogenen Problemen. Die Hauptanliegen, mit denen sich Studierende für eine Einzelberatung an die Beratungsstelle wenden, sind grüblerische und sorgenvolle Gedanken, Stress und Erschöpfung, Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten, mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste und depressive Verstimmungen.

Die Zeit des jungen Erwachsenenalters ist in vielerlei Hinsicht eine vulnerable Phase. Die meisten psychischen Erkrankungen manifestieren sich bereits in den ersten Lebensjahrzehnten und können somit früh Einfluss auf das weitere Leben nehmen. Eine nicht behandelte psychische Erkrankung kann ein Studium in die Länge ziehen oder gar den Studienabschluss gefährden, z.B. bei Depressionen, Angststörungen oder auch Schizophrenie.

Werden Symptome frühzeitig erkannt und entsprechende Hilfen eingeleitet, können Studierende mit psychischen Erkrankungen gut durch ihr Studium begleitet werden und es erfolgreich abschließen. Die Psychosozialberatung des Studierendenwerks übernimmt daher eine wichtige Aufgabe, psychische Belastungsfaktoren und Warnsignale von jungen Erwachsenen frühzeitig zu erkennen und Unterstützung anzubieten. Die Berater*innen klären über psychische Erkrankungen auf und vermitteln fundierte Informationen zu Hilfsangeboten, z.B. bei Erstsemester- und Infoveranstaltungen oder bei Workshops für Dozent*innen und Studienfachberater*innen. Die Psychosozialberatung ist eine Erstanlaufstelle für Studierende, die auf dem Campus sichtbar ist und unkompliziert kontaktiert werden kann.

Die Psychosozialberatung in Zahlen

Über die vergangenen 10 Jahre zeigen sich gewisse Trends. Im Mittel sind die Studierenden, die sich an die Psychosozialberatung wenden, 25 Jahre alt. Studierende aus allen Fachbereichen und Hochschulen nutzen das Angebot der Psychosozialberatung, wobei die Mehrzahl der Studierenden an der Goethe-Universität immatrikuliert ist.

Die Psychosozialberatung verzeichnet seit ihrem Bestehen einen stetigen Anstieg an Neuanmeldungen und Beratungskontakten. Von 2014 bis 2023 hat die PSB über 4000 Studierende beraten und ca. 14.000 Gespräche in Beratungsterminen und offenen Sprechstunden geführt.

Unser Netzwerk

In den vergangenen zehn Jahren hat es sich als hilfreich erwiesen, im ständigen Austausch mit verschiedenen Akteur*innen inner- und außerhalb des Hochschulkontexts zu sein.

Um aktuellen Trends an den Hochschulen und Bedarfen der Studierenden begegnen zu können, pflegt die Psychosozialberatung sowohl mit anderen (psychologischen) Beratungsstellen am Hochschulstandort als auch hessen- und bundesweit innerhalb des Dachverbands Deutsches Studierendenwerks einen engen Erfahrungsaustausch.

Die Psychosozialberatung versteht sich als Ausgangspunkt für Netzwerkarbeit im Bereich des psychosozialen Hilfesystems und vernetzt sich nicht nur mit den Beratenden der Hochschulen, sondern arbeitet eng mit psychotherapeutischen Behandler*innen und Akteuren der Gesundheitsversorgung in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet zusammen. So können den Studierenden passgenaue Hilfen aufgezeigt werden. Die Beratungsstelle engagiert sich in regionalen Netzwerken und ist z.B. seit der Gründung 2014 Teil des Frankfurter Netzwerks für Suizidprävention FRANS. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen bis 25 Jahren (vgl. WHO, 2019). Auch Suizidversuche sind im jungen Erwachsenenalter häufig.

In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Frankfurt findet daher seit 2022 in einem unserer Studierendenwohnheime eine regelmäßige lokale Krisensprechstunde►„LoKI“ statt. LoKI►steht für Lokale KrisenIntervention und ist ein Folgeprojekt von FraPPE► (Frankfurter Projekt zur Prävention von Suiziden mittels Evidenz-basierter Maßnahmen). In bestimmten Quartieren in Frankfurt bietet das Projekt unter Leitung einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie offene Sprechstunden als Anlaufstelle für alle an, die Hilfe in einer seelischen Krise benötigen.

Die Psychosozialberatung organisiert außerdem seit 2014 gemeinsam mit der Evangelischen Studierendengemeinde einen regelmäßig stattfindenden „Round Table“, der Berater*innen an den Hochschulen eine Plattform bietet, sich auszutauschen und zu vernetzen.

Eine Vernetzung und Zusammenarbeit findet auch intern statt. Die Psychosozialberatung ist eingebettet in die Abteilung Beratung & Finanzierung des Studierendenwerks Frankfurt am Main. Die Studierenden finden Unterstützung bei sozialen, finanziellen und rechtlichen Fragestellungen. Auch in besonderen Lebenslagen (Studieren mit Kind, Studieren mit chronischen Erkrankungen, internationale Studierende) finden Studierende hier professionelle und kompetente Unterstützung. Die Problemlagen der Studierenden hängen oft zusammen und die Beratungsfelder überschneiden sich: So können existenzielle Nöte und finanzielle Sorgen psychische Belastungen auslösen – eine psychische Erkrankung kann wiederum dazu führen, dass die Sicherung des Lebensunterhalts erschwert ist. Für die Beratungsangebote des Studierendenwerks gilt daher das Motto „Hilfe aus einer Hand“ mit möglichst kurzen Wege sowie eine kompetente Unterstützung unter einem Dach.